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楼主: colaryan

德语阅读(合并本版以往精华内容)

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 楼主| 发表于 2003-6-2 15:27:39 | 显示全部楼层
Der Schlag ans Hoftor
Franz Kafka   
  

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Es war im Sommer, ein heißer Tag. Ich kam auf dem Nachhauseweg mit meiner Schwester an einem Hoftor vorüber. Ich weiß nicht, schlug sie aus Mutwillen ans Tor oder aus Zerstreutheit oder drohte sie nur mit der Faust und schlug gar nicht. Hundert Schritte weiter an der nach links sich wendenden Landstraße begann das Dorf. Wir kannten es nicht, aber gleich nach dem ersten Haus kamen Leute hervor und winkten uns, freundschaftlich oder warnend, selbst erschrocken, gebückt vor Schrecken. Sie zeigten nach dem Hof, an dem wir vorüber gekommen waren, und erinnerten uns an den Schlag ans Tor. Die Hofbesitzer werden uns verklagen, gleich werde die Untersuchung beginnen. Ich war sehr ruhig und beruhigte auch meine Schwester. Sie hatte den Schlag wahrscheinlich gar nicht getan, und hätte sie ihn getan, so wird deswegen nirgends in der Welt ein Beweis geführt. Ich suchte das auch den Leuten um uns begreiflich zu machen, sie hörten mich an, enthielten sich aber eines Urteils. Später sagten sie, nicht nur meine Schwester, auch ich als Bruder werde angeklagt werden. Ich nickte lächelnd. Alle blickten wir zum Hofe zurück, wie man eine ferne Rauchwolke beobachtet und auf die Flamme wartet. Und wirklich, bald sahen wir Reiter ins weit offene Hoftor einreiten. Staub erhob sich, verhüllte alles, nur die Spitzen der hohen Lanzen blinkten. Und kaum war die Truppe im Hof verschwunden, schien sie gleich die Pferde gewendet zu haben und war auf dem Wege zu uns. Ich drängte meine Schwester fort, ich werde alles allein ins Reine bringen. Sie weigerte sich, mich allein zu lassen. Ich sagte, sie solle sich aber wenigstens umkleiden, um in einem besseren Kleid vor die Herren zu treten. Endlich folgte sie und machte sich auf den langen Weg nach Hause. Schon waren die Reiter bei uns, noch von den Pferden herab fragten sie nach meiner Schwester. Sie ist augenblicklich nicht hier, wurde ängstlich geantwortet, werde aber später kommen. Die Antwort wurde fast gleichgültig aufgenommen; wichtig schien vor allem, dass sie mich gefunden hatten. Es waren hauptsächlich zwei Herren, der Richter, ein junger lebhafter Mann, und sein stiller Gehilfe, der Aßmann genannt wurde. Ich wurde aufgefordert, in die Bauernstube einzutreten. Langsam, den Kopf wiegend, an den Hosenträgern rückend, setzte ich mich unter den scharfen Blicken der Herren in Gang. Noch glaubte ich fast, ein Wort werde genügen, um mich, den Städter, sogar noch unter Ehren, aus diesem Bauernvolk zu befreien. Aber als ich die Schwelle der Stube überschritten hatte, sagte der Richter, der vorgesprungen war und mich schon erwartete: "Dieser Mann tut mir leid." Es war aber über allem Zweifel, dass er damit nicht meinen gegenwärtigen Zustand meinte, sondern das, was mit mir geschehen würde. Die Stube sah einer Gefängniszelle ähnlicher als einer Bauernstube. Große Steinfliesen, dunkel, ganz kahle Wand, irgendwo eingemauert ein eiserner Ring, in der Mitte etwas, das halb Pritsche, halb Operationstisch war.
Könnte ich noch andere Luft schmecken als die des Gefängnisses? Das ist die große Frage oder vielmehr, sie wäre es, wenn ich noch Aussicht auf Entlassung hätte.

(Franz Kafka, Sämtliche Erzählungen, hg. v. Paul Raabe, Fischer Taschenbuch 1078, Frankfurt/M. 1970, S.)
 楼主| 发表于 2003-6-2 15:28:02 | 显示全部楼层
敲门

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    那是在夏季,一个炎热的白天。在回家的路上,我和妹妹从一家庭院门前经过。我不知
道,她是出于恶作剧还是由于思想不集中敲了那扇门,或者她仅挥了挥拳头吓唬了一下,根
本就没敲。往前再走一百步,在大路拐向左边的地方,就是村头了。我们并不熟悉这个村
子,但我们刚刚走过第一家,人们就纷纷走出来和我们打招呼,有的和善友好,有的发出警
告,有的甚至惊慌失措,有的慌得弓起了腰。他们指着我们经过的那家庭院,提醒我们曾敲
过那家的门。那家庭院的主人将控告我们,调查将会马上开始。我十分镇静,我也安慰着妹
妹。她可能根本就没敲,即使她敲了,这世上到哪里也找不出证据。我力图让围着我们的人
也明白这一点。他们认真听我说着,但却不愿做出判断。后来他们说,不光我妹妹,连我这
当哥哥的也将受到控告,我微笑着点了点头。我们全都回头望着那家庭院,就像观望着远处
的浓烟,等着看大火。果然,我们很快就看见几个骑马的人进了那家洞开的院门。尘土高高
扬起,遮掩住了一切,只有长矛尖在闪闪发光。这队人马刚刚消失在院子里,似乎立刻就调
转了马头,沿大路朝我们奔来。我催妹妹离开,我将一个人了结一切。她拒绝把我一个人丢
下。我说,可她至少也该换换衣服,穿件好点儿的衣服去见那些先生。她终于同意了,踏上
了漫漫的回家之路。骑马的人已经到了我们身边,他们骑在马上打听着我妹妹的去向。她现
在不在这里,回答小心谨慎,不过呆会儿就来。回答被漫不经心地录了下来。最重要的好像
是他们找到了我。主要是两位先生,法官是个活泼的年轻人,他的助手沉默寡言,被称作阿
斯曼。他们要我到农舍里去。在诸位先生锐利的目光的注视下,我摇头晃脑,手指拨弄着裤
背带,慢慢地挪着脚步。我还以为,只要一句话就足以使我这个城里人摆脱这帮乡巴佬,甚
至还是很光彩地摆脱他们。可当我迈过农舍的门槛时,跳到前面等着我的法官说:“我为这
人感到惋惜。”毫无疑问,他这话指的不是我现在的处境,而是我以后的命运。这屋子看上
去是个农舍,可更像一间牢房。大石板铺的地面,光线昏暗,光秃秃的墙壁,墙上有个地方
嵌着一个铁环,屋当中放着那既当木板床又作手术台的东西。
    除了这监牢的空气,我还能闻出别的空气吗?这是个大问题,说得更确切点,如果还有
望获释,这问题就来了。
    (周新建 译)
 楼主| 发表于 2003-6-2 15:29:20 | 显示全部楼层
Der Aufbruch
Franz Kafka  

  

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Ich befahl mein Pferd aus dem Stall zu holen. Der Diener verstand mich nicht. Ich ging selbst in den Stall, sattelte mein Pferd und bestieg es. In der Ferne hörte ich eine Trompete blasen, ich fragte ihn, was das bedeute. Er wusste nichts und hatte nichts gehört. Beim Tore hielt er mich auf und fragte: "Wohin reitest du, Herr?" "Ich weiß es nicht," sagte ich, "nur weg von hier. Immerfort weg von hier, nur so kann ich mein Ziel erreichen." "Du kennst also dein Ziel?" fragte er. "Ja," antwortete ich, "ich sagte es doch: »Weg-von-hier«, das ist mein Ziel." "Du hast keinen Essvorrat mit," sagte er. "Ich brauche keinen," sagte ich, "die Reise ist so lang, dass ich verhungern muss, wenn ich auf dem Weg nichts bekomme. Kein Essvorrat kann mich retten. Es ist ja zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise."

(Franz Kafka, Sämtliche Erzählungen,. hg. v. Paul Raabe, Fischer Taschenbuch 1078, Frankfurt/M. 1970, S.320f.)
 楼主| 发表于 2003-6-2 15:29:38 | 显示全部楼层
启程

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    我吩咐将我的马从圈里牵出来。仆人没听懂我的话。我自己来到马圈,给我的马备好鞍
具,然后跨了上去。我听见远处有吹小号的声音,我问仆人这意味着什么。他不知道,他什
么也没听到。在大门口他挡住我问道:“你这是去哪儿,先生?”
    “我不知道,”我说:“只要离开这里,只要离开这里。不停地离开这里,只有这样我
才能到达我的目的地。”
    “那你知道你的目的地啦?”他问。
    “知道,”我回答说,“我说过:‘离开这里’,这就是我的目的地。”
    “你没带干粮。”他说。
    “我不需要,”我说,“旅程是那么漫长,如果在路上什么也得不到,那我必定饿死无
疑。干粮救不了我的命。幸亏这是一趟确实不同寻常的旅行。”
    (周新建 译)
 楼主| 发表于 2003-6-2 15:30:45 | 显示全部楼层
Vor dem Gesetz
Franz Kafka   
  

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Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der Türhüter sagt, dass er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also etwas später werde eintreten dürfen. "Es ist möglich", sagt der Türhüter, "jetzt aber nicht." Da das Tor zum Gesetz offen steht wie immer und der Türhüter beiseite tritt, bückt sich der Mann, um durch das Tor in das Innere zu sehen. Als der Türhüter das merkt, lacht er und sagt: "Wenn es dich so lockt, versuche es doch trotz meines Verbotes hineinzugehn. Merke aber: Ich bin mächtig. Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von Saal zu Saal stehn aber Türhüter, einer mächtiger als der andere. Schon den Anblick des dritten kann nicht einmal ich mehr ertragen." Solche Schwierigkeiten hatte der Mann vom Lande nicht erwartet; das Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich sein, denkt er, aber als er jetzt den Türhüter in seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine große Spitznase, den langen, dünnen, schwarzen tatarischen Bart, entschließt er sich, doch lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum Eintritt bekommt. Der Türhüter gibt ihm einen Schemel und lässt ihn seitwärts von der Tür sich niedersetzen. Dort sitzt er Tage und Jahre. Er macht viele Versuche, eingelassen zu werden, und ermüdet den Türhüter durch seine Bitten. Der Türhüter stellt öfters kleine Verhöre mit ihm an, fragt ihn über seine Heimat aus und nach vielem andern, es sind aber teilnahmslose Fragen, wie sie große Herren stellen, und zum Schlusse sagt er ihm immer wieder, dass er ihn noch nicht einlassen könne. Der Mann, der sich für seine Reise mit vielem ausgerüstet hat, verwendet alles, und sei es noch so wertvoll, um den Türhüter zu bestechen. Dieser nimmt zwar alles an, aber sagt dabei: "Ich nehme es nur an, damit du nicht glaubst, etwas versäumt zu haben." Während der vielen Jahre beobachtet der Mann den Türhüter fast ununterbrochen, er vergisst die anderen Türhüter und dieser erste erscheint ihm das einzige Hindernis für den Eintritt in das Gesetz. Er verflucht den unglücklichen Zufall, in den ersten Jahren rücksichtslos und laut, später, als er alt wird, brummt er nur noch vor sich hin. Er wird kindisch, und, da er in dem jahrelangen Studium des Türhüters auch die Flöhe in seinem Pelzkragen erkannt hat, bittet er auch die Flöhe, ihm zu helfen und den Türhüter umzustimmen. Schließlich wird sein Augenlicht schwach und er weiß nicht, ob es um ihn wirklich dunkler wird oder ob ihn nur seine Augen täuschen. Wohl aber erkennt er jetzt im Dunkel einen Glanz, der unverlöschlich aus der Türe des Gesetzes bricht. Nun lebt er nicht mehr lange. Vor seinem Tode sammeln sich in seinem Kopfe alle Erfahrungen der ganzen Zeit zu einer Frage, die er bisher an den Türhüter noch nicht gestellt hat. Er winkt ihm zu, da er seinen erstarrenden Körper nicht mehr aufrichten kann. Der Türhüter muss sich tief zu ihm hinterneigen, denn der Größenunterschied hat sich sehr zuungunsten des Mannes verändert. "Was willst du denn jetzt noch wissen?" fragt der Türhüter, "du bist unersättlich." "Alle streben nach dem Gesetz", sagt der Mann, "wieso kommt es dann, dass in den vielen Jahren niemand außer mir Einlass verlangt hat.?" Der Türhüter erkennt, dass der Mann schon an seinem Ende ist, und, um sein vergehendes Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an:" Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn."
(Franz Kafka, Sämtliche Erzählungen, hg. v. Paul Raabe, Fischer Taschenbuch 1078, Frankfurt/M. 1970, S.148-149)


*Die Erzählung „Vor dem Gesetz“ ist ein wichtiger Teil von Kafkas Roman „Der Prozess“. Dort wird die Geschichte Josef K. vom Gefängniskaplan erzählt und von diesem auch kommentiert. Aber die Geschichte wurde auch von Franz Kafka in die noch von ihm selbst veröffentlichte Sammlung "Der Landarzt" aufgenommen. Dadurch ist die Eigenwertigkeit der Erzählung auch von Kafka selbst herausgestellt worden.
 楼主| 发表于 2003-6-2 15:31:09 | 显示全部楼层
法律门前

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    在法律门前,站着一个门卫。一个农村来的男人走上去请求进入法律之门。但是门卫
说,现在还不能允许他进去。那男人想了想,问是否以后可以进去。门卫说:“那倒有可
能,但现在不行。”看到法律之门像往常一样敞开着,而且门卫也走到一边去了,于是那男
人弯下腰,想看看门内的世界。这一切被门卫看见了,就笑着说:“如果它那么吸引你,那
你倒是试试冲破我的禁锢进去呀,但是请记住,我很强大,而且我只是最小的一个门卫。每
道门都有门卫,而且一个比一个强大,那第三个门卫就连我也不敢看他一眼。”困难如此之
大是那农村男人始料未及的,他以为法律之门对任何人在任何时候都是敞开的,但是现在当
他仔细观察了那穿着皮大衣的门卫,看见他那尖尖的鼻子、黑而稀疏的鞑靼式的长胡子,就
决定还是等下去为好,直到获准进去为止。那门卫递给他一只小板凳,让他在门旁边坐下。
他坐在那里日复一日,年复一年,做了很多尝试想进去,并不厌其烦地请求门卫放行。门卫
只是漫不经心地听着,又问他家乡的情况以及许多事情。他这样不痛不痒地提问着,俨然一
个大人物似的,而最后却总是说还不能允许他进去。那男人为这次旅行做了充分的准备,现
在他用一切值钱的东西来贿赂门卫。门卫虽然接受了所有贿赂,但却说:“我接受礼物只是
为了使你不致产生失去了什么的错觉。”多年过去了,这期间,那男人几乎是目不转睛地观
察着门卫,他忘记了其他门卫的存在,似乎这第一个门卫是他进入法律之门的唯一障碍。他
咒骂这倒霉的遭遇。开始几年,他的举止还无所顾忌,说话嗓门高大,后来日渐衰老,就只
有咕咕哝哝、自言自语了。他变得很幼稚,由于长年观察门卫,所以连他皮衣领子上的跳蚤
也熟识了,于是他也请求它们帮忙,以改变门卫的态度。最后他目光黯淡,搞不清楚是四周
真的一片黑暗呢,还是他的眼睛出了毛病。不过他现在在黑暗中发现了一丝亮光,它顽强地
透过法律之门照射出来。现在他命在旦夕,临死之前,过去的所有经历在他的脑海里聚成了
一个问题,这个问题他至今还没有向门卫提出。他示意门卫过来,因为他身体僵硬,已经不
能站起来。两个人身高的变化使那男人相形见绌,矮了一截,所以门卫必须深深地弯下腰,
然后问道:“现在你究竟还想知道什么?”又说:“你太贪得无厌。”那男人说,“大家不
是都想了解法律是什么吗?为什么多年以来除了我再无别人要求进入法律之门?”门卫发现
那男人已行将就木,为了能触动他失灵的听觉器官,就吼叫着对他说,“其实其他任何人都
不允许从这里进去,因为此门只为你一人所开。现在我要关门走人了。”
    (温仁百 译)
 楼主| 发表于 2003-6-2 15:32:46 | 显示全部楼层
Der Nachbar
Franz Kafka   
  

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Mein Geschäft ruht ganz auf meinen Schultern. Zwei Fräulein mit Schreibmaschinen und Geschäftsbüchern im Vorzimmer, mein Zimmer mit Schreibtisch, Kasse, Beratungstisch, Klubsessel und Telephon, das ist mein ganzer Arbeitsapparat. So einfach zu überblicken, so leicht zu führen. Ich bin ganz jung und die Geschäfte rollen vor mir her. Ich klage nicht, ich klage nicht.
Seit Neujahr hat ein junger Mann die kleine, leerstehende Nebenwohnung, die ich ungeschickterweise so lange zu mieten gezögert habe, frischweg gemietet. Auch ein Zimmer mit Vorzimmer, außerdem aber noch eine Küche. - Zimmer und Vorzimmer hätte ich wohl brauchen können - meine zwei Fräulein fühlten sich schon manchmal überlastet -, aber wozu hätte mir die Küche gedient? Dieses kleinliche Bedenken war daran schuld, dass ich mir die Wohnung habe nehmen lassen. Nun sitzt dort dieser junge Mann. Harras heißt er. Was er dort eigentlich macht, weiß ich nicht. Auf der Tür steht: »Harras, Bureau«. Ich habe Erkundigungen eingezogen, man hat mir mitgeteilt, es sei ein Geschäft ähnlich dem meinigen. Vor Kreditgewährung könne man nicht geradezu warnen, denn es handle sich doch um einen jungen, aufstrebenden Mann, dessen Sache vielleicht Zukunft habe, doch könne man zu Kredit nicht geradezu raten, denn gegenwärtig sei allem Anschein nach kein Vermögen vorhanden. Die übliche Auskunft, die man gibt, wenn man nichts weiß.
Manchmal treffe ich Harras auf der Treppe, er muss es immer außerordentlich eilig haben, er huscht förmlich an mir vorbei. Genau gesehen habe ich ihn noch gar nicht, den Büroschlüssel hat er schon vorbereitet in der Hand. Im Augenblick hat er die Tür geöffnet. Wie der Schwanz einer Ratte ist er hineingeglitten und ich stehe wieder vor der Tafel »Harras, Bureau«, die ich schon viel öfter gelesen habe, als sie es verdient.
Die elend dünnen Wände, die den ehrlich tätigen Mann verraten, den Unehrlichen aber decken. Mein Telephon ist an der Zimmerwand angebracht, die mich von meinem Nachbar trennt. Doch hebe ich das bloß als besonders ironische Tatsache hervor. Selbst wenn es an der entgegengesetzten Wand hinge, würde man in der Nebenwohnung alles hören. Ich habe mir abgewöhnt, den Namen der Kunden beim Telephon zu nennen. Aber es gehört natürlich nicht viel Schlauheit dazu, aus charakteristischen, aber unvermeidlichen Wendungen des Gesprächs die Namen zu erraten. - Manchmal umtanze ich, die Hörmuschel am Ohr, von Unruhe gestachelt, auf den Fußspitzen den Apparat und kann es doch nicht verhüten, dass Geheimnisse preisgegeben werden.
Natürlich werden dadurch auch meine geschäftlichen Entscheidungen unsicher, meine Stimme zittrig. Was macht Harras, während ich telephoniere? Wollte ich sehr übertreiben - aber das muss man oft, um sich Klarheit zur verschaffen -, so könnte ich sagen: Harras braucht kein Telephon, er benutzt meines, er hat sein Kanapee an die Wand gerückt und horcht, ich dagegen muss zum Telephon laufen, die Wünsche des Kunden entgegennehmen, schwerwiegende Entschlüsse fassen, großangelegte Überredungen ausführen - vor allem aber während des Ganzen unwillkürlich durch die Zimmerwand Harras Bericht erstatten.
Vielleicht wartet er gar nicht das Ende des Gesprächs ab, sondern erhebt sich nach der Gesprächsstelle, die ihn über den Fall genügend aufgeklärt hat, huscht nach seiner Gewohnheit durch die Stadt und, ehe ich die Hörmuschel aufgehängt habe, ist er vielleicht schon daran, mir entgegenzuarbeiten.
(Franz Kafka, Sämtliche Erzählungen,. hg. v. Paul Raabe, Fischer Taschenbuch 1078, Frankfurt/M. 1970, S.345-347f.)
 楼主| 发表于 2003-6-2 15:33:12 | 显示全部楼层
隔壁

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    我的生意全靠自己的肩膀撑着。前厅里是两位小姐以及打字机和帐簿,我的房间里摆着
写字桌,钱柜,客桌,安乐椅和电话,这就是我的全套工作机构,是那么容易通览,那么容
易掌管。我还正年轻,生意滚滚而来。我不抱怨,我不抱怨。
    从新年起,一个年轻男子毫不犹豫地租下了隔壁空着的小套房,而我却傻乎乎地犹豫了
那么长时间也没租它。它也是一室一厅,不过另外还有间厨房。正室和前厅大概我用得上—
—我的两位小姐有时已觉得负担过重,可那间厨房我用来做什么呢?让别人占去了这套房
子,全怪这一小小的顾虑。现在坐在那里的是那个年轻的男子。他姓哈拉斯。他到底在那里
干什么,这我就不知道了。那门上写着:“哈拉斯,布雷奥”。我设法打听,人们告诉我,
他做的生意和我一样。谁也不敢直截了当地警告别人别提供贷款,因为这关系到一个奋发向
上的年轻人,他的事业也许大有前途。谁也不敢直截了当地出主意贷款,因为目前他好像没
有任何财产。当人们一无所知时,通常都是这样答复你。
    有时我在楼梯上遇到哈拉斯,想必他总有十万火急的事,拘谨地从我身边一晃就过去
了,还没等我仔细看看他,他手里已经准备好了办公室的钥匙。顷刻之间他已打开了房门,
像只老鼠尾巴似的一闪就进去了,我又站在那块写着“哈拉斯,布雷奥”的牌子面前,那上
面的名字我已毫无意义地念过不知多少次了。
    这薄得可怜的墙壁总是出卖做事诚实的人,但却庇护狡诈的人。我的电话装在那堵将我
和他隔开的墙上。我可只是将它作为特别具有讽刺意义的事实加以强调。即使电话机挂在对
面墙上,隔壁照样能听到一切。我已经养成打电话时不提顾客姓名的习惯。不过要从谈话中
那些特征明显却又无法避免的措辞中猜出这些名字,当然也不需要多少机灵。有时我惶惶然
如芒刺在背,我将耳机捂在耳朵上,踮起脚尖围着电话机蹦来跳去,可这样也防止不了秘密
给泄露出去。
    自然,我在生意上的抉择因此而变得没有把握,我的声音变得瑟瑟颤抖。我打电话时哈
拉斯在干什么?如若我想特别夸张——为了说清什么事,人们不得不经常这样做,那我就可
以说:哈拉斯不需要电话,他在用我的,他将他的长沙发移到这扇墙边偷听电话,而我呢,
电话铃一响,就得跑向电话,接受顾客的要求,做出至关重要的决定,进行大量的说服——
可最要命的是在整个时间内无可奈何地隔着这扇墙向哈拉斯汇报着一切。
    也许他根本就没有等到电话打完,而是一听到足以使他明白此宗生意内容的地方后就站
起来,按他的习惯迅速跑遍全城,在我挂上听筒之前,也许他已经下手阻止我了。
    (周新建 译)
 楼主| 发表于 2003-6-2 15:36:33 | 显示全部楼层

伟大的作家卡夫卡

照片集
 楼主| 发表于 2003-6-2 15:37:43 | 显示全部楼层

卡夫卡简单介绍

卡夫卡,F.:(Franz Kafka  1883~1924)
    奥地利小说家。出生犹太商人家庭,18岁入布拉格大学学习文学和法律,1904年开始写作,主要作品为4部短篇小说集和3部长篇小说。可惜生前大多未发表,3部长篇也均未写完。卡夫卡是欧洲著名的表现主义作家。他生活在奥匈帝国行将崩溃的时代,又深受尼采、柏格森哲学影响,对政治事件也一直抱旁观态度,故其作品大都用变形荒诞的形象和象征直觉的手法,表现被充满敌意的社会环境所包围的孤立、绝望的个人。成为席卷欧洲的“现代人的困惑”的集中体现,并在欧洲掀起了一阵又一阵的“卡夫卡热”。其最著名的作品有借小动物防备敌害的胆战心理,表现资本主义社会小人物时刻难以自保的精神状态和在充满敌意的环境中的孤立绝望情绪的短篇小说《地洞》(1923);通过小职员萨姆沙突然变成一只使家人都厌恶的大甲虫的荒诞情节,表现现代社会把人变成奴隶乃至“非人”的“异化”现象的短篇小说《变形记》(1912);写土地丈量员K在象征神秘权力或无形枷锁统治的城堡面前欲进不能,欲退不得,只能坐以待毙的长篇小说《城
堡》;借银行职员约瑟夫·K莫明其妙被“捕”,又莫明其妙被杀害的荒诞事件,揭露资本主义社会司法制度腐败及其反人民本质的长篇小说《审判》等。
发表于 2003-6-2 15:57:03 | 显示全部楼层
嗯,好看。
卡夫卡的散文比小说有名哦!
考下来慢慢看。。。。
发表于 2003-6-2 17:25:26 | 显示全部楼层
Prima!~
有没有对相关文章的Analyse或者Interpretation呢?
 楼主| 发表于 2003-6-2 17:28:17 | 显示全部楼层
最初由 bettina 发表
[B]Prima!~
有没有对相关文章的Analyse或者Interpretation呢? [/B]

Franz Kafka: Der Aufbruch
Interpretationsansätze belegen
Ulrich Gaier (1969, Auszüge)  
  

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"Zunächst handelt dieser Mann nicht normal. Er versteht einen sinnvollen Befehl nicht, so dass sein Herr selbst zum Stall geht und das Pferd sattelt. Der Herr hört den Klang einer Trompete; der Diener hört ihn nicht. Im ersten Teil der Geschichte fragt der Herr normal und der Diener antwortet unnormal. Diese Verbindung hat den Effekt einer Verfremdung der Situation für den Leser, indem sie ihn darüber unsicher macht, ob die handelnden Personen normal sind. In diesem ersten Teil der Geschichte tendiert der Leser sehr dahin, anzunehmen, der Diener handele unnormal; [...] (These 1)

Im zweiten Teil jedoch handelt der Diener plötzlich normal. Er hält seinen Herrn an, um ihn über die Reise und die Verpflegung zu befragen. Aber jetzt gibt der Herr seltsame Antworten. [...](These 2)
So wird die Haltung des Lesers den zwei Personen des Stückes gegenüber umgedreht: was unnormal ist, wird normal, was normal ist, wird fremd und paradox. Das Bewusstsein des Lesers wird so gezwungen, genau nachzuvollziehen, was die Geschichte darstellt: einen Bruch, einen Wechsel von der Sicherheit zur Ungewissheit.[…]

Die Entwicklung des Herrn wird so dargestellt, dass er mit allen Verbindungen und Beziehungen bricht: es wird deutlich, dass es nicht nur eine Angelegenheit des Besitzes, der Verpflegung und der Sicherheit ist, sondern dass diese Abreise der Ausdruck eines Bruches mit menschlichen Verhältnissen darstellt. Indem der Herr die Arbeit des Knechtes ausführt, wird schon angedeutet, dass die Herr-Knecht-Beziehung für ihn nicht mehr existiert; seine Unfähigkeit, seine Absicht mitzuteilen, zeigt, dass er innerlich schon das normale menschliche Verhalten hinter sich gelassen hat. Seine Abreise ist radikal. Sie schreitet von außen nach innen fort, vom Besitz zu den menschlichen Beziehungen. […]"

(aus: Gaier, Ulrich: Chorus of lies – on interpreting Kafka, in: German Life an Letters, XXII, 1969, S.283-296; Übersetzung aus dem Englischen von Erwin Leibfried, gekürzt, in: Leibfried, Erwin; Interpretation, München: Bayerischer Schulbuch-Verlag, 3. Aufl. 1977, S.17)
 楼主| 发表于 2003-6-2 17:30:07 | 显示全部楼层
Franz Kafka: Der Aufbruch
Interpretationsansätze
Ulrich Gaier (1969, Auszüge)

  

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A. Allegorische Auslegungen

»Eine allegorische Interpretation wird die Fakten des Textes: Herr, Diener, Pferd, Stall, Tor, Trompete, Abreise, Reise, Proviant, Hunger, Ziel nutzen und für sie analoge Bedeutungen in einem anderen sinnvollen Kontext finden. Diese Methode kann etwa so betrieben werden, dass ein bedeutendes Moment wie das Ziel bis zum Ende, wo es dann als gelungenes Resultat einer Interpretation erscheint, nicht ausgedeutet wird.«

Eine biblisch-christliche Ausdeutung

»Zunächst eine biblische Allegorie: Christus ist der Herr, die Menschheit ist der Diener. Dieser Diener, unvorbereitet für den Tod wie er ist, hört nicht den Klang der Trompete und weiß sogar nichts über dessen Bedeutung. Er ist unfähig zu verstehen, dass der Herr einen besonderen Dienst ausgeführt wünscht, einen Dienst, für welchen er wesentlich angestellt ist. Christus will den gegenwärtigen Zustand in der Welt beenden, er gibt seine vorläufige Haltung auf und geht zum Tag des Jüngsten Gerichts voraus. Das ist das Moment der Krise: die Menschheit ist unvorbereitet. Christus erscheint in einem neuen und fremden Licht, er scheint äußerlich und innerlich immer weiter entfernt, und das Ziel, das er für sich selbst formuliert - weg von hier - ist gleichzeitig ein strenger Befehl für die Menschheit. Das ist die Aussage der Erzählung: der Herr lässt dem Diener alle Möglichkeit offen, aber wehe ihm, wenn er ihm nicht folgt, wenn er diese Welt nicht verlässt und alles Angenehme, was sie enthält, und wenn er sich nicht völlig der Gefahr und Ungewißheit des Weges zu Gott anheim gibt. Wenn er bleibt, dann wird Christus urteilen, das Urteil wird eine völlige Vernichtung von allem sein, was hier ist.«

Die geschichtsphilosophische Auslegung

»Eine dritte, historisch orientierte Interpretation: Der Meister ist ein Mensch, der sich selbst zu einem bestimmten Zeitpunkt aus einer konkreten historischen Situation hinausstößt - welche Situation der Erzähler mit den Wörtern Stall, Tor, Diener umschreibt. Der Diener könnte für all die Gegenstände der belebten und unbelebten Natur stehen, soweit sie von der Menschheit in einer bestimmten historischen Situation genutzt werden. Fortschritt bedeutet der Klang der Trompete, Fortschritt ist das Ziel des "Weg-von-Hier"; es erscheint nur vernünftig, dass die Welt mit ihren traditionellen Formen der Nützlichkeit einen Menschen nicht versteht und ihm nicht helfen kann, der zu einer besseren Zukunft aufbricht und dessen Denken schon an dieser Zukunft orientiert ist. Und das ist die Lehre der Parabel: Ein Mensch sollte in einer historischen Situation unterscheiden zwischen dem, was für den Fortschritt nützlich ist - hier das Pferd - und was nur hinderlich wirkt - hier: Stall, Tor und Diener. Er sollte sich nicht mit unnötigen Traditionen belasten, weil die Reise glücklicherweise endlos ist und weil der Fortschritt so gewaltig sein wird, dass die allmählich zur Vollendung gelangende Menschheit alles, was jetzt vorstellbar ist, hinter sich lässt. Anstatt uns mit unnötigen Dingen zu belasten, die im 21. Jh. bedeutungslos werden, sollten wir darauf vertrauen, dass die Zukunft uns immer wieder mit neuer Kraft für unseren ununterbrochenen Fortschritt ausstattet und dass es nur von uns abhängt, ob wir uns das Verhungern erlauben. Ob das so ist oder nicht, können wir nicht wissen. Menschlicher Fortschritt war gefährlich und mühselig und wird es auch bleiben. Wir können nur unserer Hoffnung vertrauen, die uns eine bessere Zukunft ausmalt.«

Die marxistische Auslegung

»Die Parabel spiegelt genau die Situation des Künstlers in der spätbürgerlichen Phase wider. Auf der einen Seite ist die politische und ökonomische Struktur so überwältigend starr und drückend geworden - man denke an den Diener, der seinen Herrn aufhält, um eine Menge von Fragen zu stellen -, dass der Künstler (der Herr) unmöglich bleiben kann; für diesen Typ des bourgeoisen Künstlers muss jede Verbindung zwischen der Kunst und einer solchen Wirklichkeit schädlich für das Wesen des Kunstwerks erscheinen. Die einzig mögliche Reaktion scheint für ihn die Flucht - weg von hier - die Flucht in eine abstrakte und hochfliegende Sprache - der Diener kann ihn nicht verstehen - die Flucht in Träume - Klänge einer Trompete, die sonst von niemand gehört werden - Flucht in eine Form des Verhaltens, die der Wirklichkeit nur in einer sehr indirekten, künstlichen und unwirksamen Weise begegnet. Aber ist das nicht auch Kafkas Problem? In dieser Parabel kritisiert er seine Zeit, ihre Gesellschaft und ihre Künstler, aber worüber er schreibt ist: Herr, Diener, Pferd usw. Anstatt zu versuchen, die Situation der Gesellschaft im Allgemeinen zu ändern, ist er bei all seiner Reflexivität so schwach und labil wie seine Helden; er ist auch ein Flüchtling. Er begnügt sich, die äußere Hilflosigkeit festzustellen, anstatt einen Weg zur Verbesserung der Verhältnisse anzugeben. Seine parabolische, metaphorische, paradoxe Kunst ist ein richtiger Ausdruck seiner fatalistischen Einstellung. «

B. Symbolische Auslegungen

Diese Folge von allegorischen Interpretationen könnte leicht fortgesetzt werden: die Erzählung ist in der einen oder anderen Weise auf jede Situation oder auf jedes Verhältnis, das sich ändert - und Änderung ist überall - anwendbar. Ich will nun einen zweiten Typ der Interpretation vorstellen, den man den symbolischen nennen könnte. Er versucht nicht, möglichst viele interpretatorische Entsprechungen für einzelne Fakten der Geschichte zu finden, sondern konzentriert sich auf das, was am wichtigsten oder auffälligsten in ihr erscheint. Wir wollen einmal die seltsame Prägung "Weg-von-Hier" betrachten. Wir bemerken, als Philosophen, die rein transzendente Struktur dieses Ziels, das in jeder gegebenen Situation gefunden werden kann, oder wir betonen die Tatsache, dass "Weg-von-Hier" als notwendiges und wirksames Korrelat für das Prinzip Hoffnung erscheint, eine negative Macht, die den Menschen dauernd aus seinen kulturellen Sedimentationen hinaustreibt, während das Prinzip Hoffnung mit seiner utopischen Aktivität die Phantasie zu positiven Zielen hinführt.
Wenn wir auf die Prägung als Psychologen blicken, könnten wir den kontinuierlichen Prozess der Sublimation entdecken, der in der Parabel dargestellt wird, oder, indem wir den Autor einbeziehen: wir müssten in ihr die Schwierigkeit ausgedrückt sehen, die er im Hinblick auf Kommunikation hatte (was in vielen seiner Briefe beschrieben ist); dann seine Furcht vor irgendwelchen menschlichen Bindungen (ein Faktum, das im Wechsel seiner Beziehungen zu seinen zwei Verlobten nachweisbar ist). - Wenn man schließlich die Prägung "Weg-von-Hier" mit den Augen eines Theologen sieht, so würde sie den Aspekt der radikalen und dauernden Verweigerung der Welt ausdrücken, welche von echten Gläubigen und besonders von der Mystik erreicht wurde.
Hier will ich mit Durchspielen von interpretativen Möglichkeiten aufhören; es ist klar und deutlich geworden, dass dieser Typ der symbolischen Interpretation vermehrt werden könnte, weil die Prägung ein Modell für jede negative Tendenz oder Haltung in jedem möglichen Gebiet oder Aspekt der Welt darstellt. «
 楼主| 发表于 2003-6-2 17:30:19 | 显示全部楼层
C. Für einen Pluralismus toleranter Interpretationen

Ich hoffe, dass ich in der kursorischen Darstellung der Interpretationsmöglichkeiten so überzeugend war, dass einsehbar wurde, dass jede dieser Deutungen möglich ist und dass jede mehr oder weniger alle Fakten der Erzählung in ihre Analyse einbezieht.
Aber: welche der Interpretationen der Geschichte ist die richtige? Die Erzählung selbst fordert keine und rechtfertigt auch keine von ihnen besonders. Der einzig mögliche Schluss ist deshalb, wie mir scheint, dass keine besondere Interpretation die allein richtige sein kann; dass vielmehr alle spezifischen Interpretationen, die mit den Daten der Erzählung übereinstimmen, in gleicher Weise berechtigt sind. Die Richtigkeit jedes Ergebnisses erweist sich als so begrenzt wie der Aspekt, unter dem es gewonnen wurde; deshalb könnte ein Maximum von Richtigkeit erst dann erreicht werden, wenn alle möglichen Interpretationen und Aspekte einer Erzählung gesammelt, gleichsam, wie in der Mathematik, "integriert" würden: wenn ein solcher Prozess außerhalb der Zahlenwelt durchführbar wäre.
Um zu zeigen, dass wir mit diesem paradoxen vorläufigen Ergebnis in Übereinstimmung mit Kafkas eigenen Überlegungen sind, zitiere ich aus dem Prosa-Nachlass: "Das was man ist, kann man nicht ausdrücken, denn dies ist man eben: mitteilen kann man nur das, was man nicht ist, also die Lüge. Erst im Chor mag eine gewisse Wahrheit liegen." Wir haben gesehen, dass die besondere Interpretation - insofern als sie einen begrenzten Aspekt und ein begrenztes Ergebnis hat - notwendig unvollständig ist und der Ergänzung durch alle anderen möglichen Interessen bedarf, um im Chor mit ihnen eine gewisse Wahrheit zu konstituieren. Das trifft mit dem Schluss zusammen, den wir im Blick auf die Haltung der Kafka-Interpretationen ziehen mussten: Jede Interpretation ist möglich und jede ist nur gültig in Verbindung mit allen anderen.«
Wenn der begrenzte und spezifische Zugriff einer Interpretation ein begrenztes Ergebnis liefert und damit das, was Kafka eine Lüge nennt, dann wäre ein richtiger Zugang zu einem Kafka-Text zu verstehen als etwas, was den Text interpretiert, aber nicht spezifisch interpretiert; als etwas, was ist, aber was nicht spezifisch bestimmbar ist. Diese Bestimmung ist auch für Texte einer großen Zahl moderner Autoren gültig. «
 楼主| 发表于 2003-6-2 17:31:21 | 显示全部楼层
Franz Kafka: Der Schlag ans Hoftor
Texterfassung mit Interpretationshinweisen  
  

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Es war im Sommer, ein heißer Tag. Ich kam auf dem Nachhauseweg mit meiner Schwester an einem Hoftor vorüber. Ich weiß nicht, schlug sie aus Mutwillen ans Tor oder aus Zerstreutheit oder drohte sie nur mit der Faust und schlug gar nicht.

I. Der Nachhauseweg

vermeintlicher Schlag an das Hoftor eines etwa hundert Schritte weit vom Dorf entfernten Hofes

Hundert Schritte weiter an der nach links sich wendenden Landstraße begann das Dorf. Wir kannten es nicht, aber gleich nach dem ersten Haus kamen Leute hervor und winkten uns, freundschaftlich oder warnend, selbst erschrocken, gebückt vor Schrecken. Sie zeigten nach dem Hof, an dem wir vorübergekommen waren, und erinnerten uns an den Schlag ans Tor. Die Hofbesitzer werden uns verklagen, gleich werde die Untersuchung beginnen. Ich war sehr ruhig und beruhigte auch meine Schwester. Sie hatte den Schlag wahrscheinlich gar nicht getan, und hätte sie ihn getan, so wird deswegen nirgends in der Welt ein Beweis geführt. Ich suchte das auch den Leuten um uns begreiflich zu machen, sie hörten mich an, enthielten sich aber eines Urteils. Später sagten sie, nicht nur meine Schwester, auch ich als Bruder werde angeklagt werden. Ich nickte lächelnd.

II. Ankunft im (unbekannten) Dorf

Zusammentreffen mit dem Dorfbewohnern
Warnungen der selbst eingeschüchterten Dorfbewohner
ruhige, überlegene Haltung des Erzähler-Ichs gegenüber den Dorfbewohnern und ihren Aussagen
Alle blickten wir zum Hofe zurück, wie man eine ferne Rauchwolke beobachtet und auf die Flamme wartet. Und wirklich, bald sahen wir Reiter ins weit offene Hoftor einreiten. Staub erhob sich, verhüllte alles, nur die Spitzen der hohen Lanzen blinkten. Und kaum war die Truppe im Hof verschwunden, schien sie gleich die Pferde gewendet zu haben und war auf dem Wege zu uns. Ich drängte meine Schwester fort, ich werde alles allein ins reine bringen. Sie weigerte sich, mich allein zu lassen. Ich sagte, sie solle sich aber wenigstens umkleiden, um in einem besseren Kleid vor die Herren zu treten. Endlich folgte sie und machte sich auf den langen Weg nach Hause.

III. Die wachsende Bedrohung durch die Reiter

erste Verunsicherung des Ichs: drängt Schwester fort
zunehmende Verunsicherung: Schwester soll sich wenigstens umkleiden
Schwester macht sich auf den langen Nachhauseweg
Schon waren die Reiter bei uns, noch von den Pferden herab fragten sie nach meiner Schwester. Sie ist augenblicklich nicht hier, wurde ängstlich geantwortet, werde aber später kommen. Die Antwort wurde fast gleichgültig aufgenommen; wichtig schien vor allem, dass sie mich gefunden hatten. Es waren hauptsächlich zwei Herren, der Richter, ein junger lebhafter Mann, und sein stiller Gehilfe, der Aßmann genannt wurde.

IV. Die Ankunft der Reiter

Ich wurde aufgefordert, in die Bauernstube einzutreten. Langsam, den Kopf wiegend, an den Hosenträgern rückend, setzte ich mich unter den scharfen Blicken der Herren in Gang. Noch glaubte ich fast, ein Wort werde genügen, um mich, den Städter, sogar noch unter Ehren, aus diesem Bauernvolk zu befreien. Aber als ich die Schwelle der Stube überschritten hatte, sagte der Richter, der vorgesprungen war und mich schon erwartete: "Dieser Mann tut mir leid." Es war aber über allem Zweifel, dass er damit nicht meinen gegenwärtigen Zustand meinte, sondern das, was mit mir geschehen würde. Die Stube sah einer Gefängniszelle ähnlicher als einer Bauernstube. Große Steinfliesen, dunkel, ganz kahle Wand, irgendwo eingemauert ein eiserner Ring, in der Mitte etwas, das halb Pritsche, halb Operationstisch war.

V. Die Untersuchung

Könnte ich noch andere Luft schmecken als die des Gefängnisses? Das ist die große Frage oder vielmehr, sie wäre es, wenn ich noch Aussicht auf Entlassung hätte.
 楼主| 发表于 2003-6-2 17:32:08 | 显示全部楼层
Franz Kafka: Gibs auf!
Interpretation
Helmut Richter, 1962 (Auszüge)  
  

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Brach im »Schlag ans Hoftor« die latente Unmenschlichkeit der Umwelt aus einem an sich unbedeutenden Erlebnis hervor, so manifestiert sich in diesem Stück aus ähnlichem Anlass die untergründige Sinnlosigkeit des Lebens. Der Schutzmann, der auf die unbefangene Frage nach dem Weg zum Bahnhof ein höhnisches "Gibs auf!" zur Antwort gibt, wird zum Propheten der Vergeblichkeit alles Suchens überhaupt. Hier ist nur ganz persönliches Weltgefühl gestaltet, der Komplex eines Menschen, dem das Leben infolge seiner spezifischen Betrachtungsweise des Daseins - die natürlich letzten Endes durch gesellschaftliche Erfahrungen bedingt ist - nichts mehr zu bieten hat. Auch dieses Stück hat den Charakter einer Traumepisode. Es könnte im »Landarzt-Zyklus« vor »Ein Traum« stehen und den Wunsch nach dem Tode vorbereiten. Im Grunde ist das Stück nur die schlaglichtartige Inkarnation eines falschen Dogmas und vermag auch in der Gestaltung nicht zu überzeugen. Es ist bezeichnend, dass Kafka immer auch künstlerisch scheitert, sobald er zu gestalten versucht, dass es grundsätzlich unmöglich sei, mit der Welt fertig zu werden. Ein weiteres Beispiel dafür ist das ebenso rein artifizielle Stück »Eine alltägliche Verwirrung«, das ein zufälliges Verfehlen zweier Menschen so monströs systematisiert, bis nur absoluter Unsinn übrig bleibt. Hier liegt nur noch eine sehr indirekte Widerspiegelung vor: Nicht eine durch Widersprüche entstellte Wirklichkeit wird dargestellt, sondern eine Wirklichkeit, die infolge der Betrachtungsweise eines durch diese Widersprüche entscheidend beeinflussten Beobachters abermals entstellt worden ist. Künstlerische Erkenntnis und Gestaltung von Realität ist auf dieser Basis nicht möglich. Die Realität wird durchgängig mystifiziert.

(aus: Richter, Helmut: Franz Kafka. Werk und Entwurf. Berlin (DDR): Rütten und Loening 1962, S. 219)
 楼主| 发表于 2003-6-2 17:33:42 | 显示全部楼层
 楼主| 发表于 2003-6-2 17:34:12 | 显示全部楼层
Franz Kafka: Kleine Fabel
Interpretation
Wilhelm Emrich, 1965 (Auszüge)  
  

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Diese Erzählungen sind reine Tiergeschichten in dem Sinne, dass nicht mehr Tier und Mensch konfrontiert werden, sondern ausschließlich die Tierebene eingehalten wird. Alles wird unter dem Blickpunkt der Tiere erzählt. Die Menschenwelt tritt nicht in Erscheinung, selbst nicht bei Hunden und Mäusen, die doch räumlich innerhalb einer Menschenwelt leben. Andererseits aber leben und reflektieren diese Tiere die Probleme der Menschen. Die Tiere werden nicht etwa auf dem Boden einer zoologischen Tierpsychologie geschildert, im Bemühen, das Eigenleben der Tiere zu gestalten Dennoch wäre es falsch, diese Tiere Kafkas einfach mit Menschen zu identifizieren, in ihnen eine Weiterbildung der Äsopischen Fabeln zu sehen, in denen Tiere menschliche Zustände spiegeln und moralische Weisheitslehren in Tierverkleidung ausgesprochen werden. Wenn Kafka hier ausschließlich Tiergestalten wählt, so hat dies anderen, künstlerischen Sinn:
Diese Tiere manifestieren - wie alle Tiere Kafkas - einen Zustand, in dem die verdeckenden Hüllen der begrenzten empirischen Vorstellungswelt des Menschen verlassen sind, in dem also die Ganzheit menschlichen Daseins unverhüllt ausbricht und damit zugleich die grundsätzlichen Antinomien dieses Daseins gelebt und durchreflektiert werden. Indem Kafka Tiergestalten zum Gegenstand seiner Darstellung wählt, versetzt er den Leser sofort auf eine andere Bewusstseins- und Daseinsstufe, in der die normale menschliche Welt überschritten ist, ähnlich wie in den Gerichts- und Schlossbehörden oder in den rätselhaften Vorgängen der Erzählung "Beim Bau der chinesischen Mauer".

(aus: Emrich, Walter: Franz Kafka, Frankfurt/M.: Athenäum-Verlag,  4. Aufl. 1965, S.151)
 楼主| 发表于 2003-6-2 17:35:08 | 显示全部楼层
Franz Kafka, Der Kübelreiter
Fragen und Arbeitsanregungen  
  

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Die folgende Zusammenstellung von Fragen und Arbeitanregungen zu Kafkas Parabel »Der Kübelreiter« können als Hilfe zur Texterfassung, Analyse der Erzählstrukturen und Textinterpretation eingesetzt werden. (vgl. Ansätze zur produktiven Textarbeit)
Texterfassung

Teilen Sie die Geschichte in Sinnabschnitte/Erzählschritte ein.
In welchem Raum, an welchen Orten spielt sich das Geschehen ab?
Geben Sie den Text in Form einer Inhaltsangabe wieder.
Erzählstrukturen

Aus welcher Perspektive wird die Handlung erzählt?
Welche verschiedenen Darbietungsformen des Erzählens können Sie feststellen?
Textanalyse, - beschreibung und Interpretationsansätze

Untersuchen Sie die Lage, in der sich der Ich-Erzähler befindet.
Was erfährt man über seine Lebensbedingungen?
Wie erlebt er seine Notlage? Worauf führt er sie zurück?
Von wem oder wodurch erwartet er sich eine Änderung seiner Lage? Von wem nicht?
Untersuchen Sie das Verhalten des Ich-Erzählers:
Mit welcher Strategie erhofft er beim Kohlenhändler zum Erfolg zu kommen? Welche Handlungsalternativen gäbe es dazu?
Wie und weshalb kommt er auf die Idee mit dem Kübelritt?
Wie erlebt der Ich-Erzähler seinen Ritt auf dem leeren Kübel? Worin zeigen sich seine fast euphorischen Gefühle und was bedeuten diese?
Wie verhält sich der Kübelreiter bei seiner Ankunft beim Kohlenhändler?
Untersuchen Sie das Verhalten des Kohlenhändlers und seiner Frau
Wodurch unterscheidet sich die Lage des Kohlenhändlerpaares von der des Ich-Erzählers?
Wie reagiert der Kohlenhändler auf die Bitten des Ich-Erzählers? Wie erklärt er sich seine Reaktion selbst? Was bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Kohlenhändler nach einer Weile in der "männlichen Person" von der Kundschaft spricht?
Was unternimmt die Frau des Kohlenhändlers gegen die "Rührung" ihres Mannes? Mit welchen Argumenten nimmt sie dagegen Stellung?
Untersuchen Sie das Geschehen auf der Gasse.
Was erwartet der Ich-Erzähler?
Wie verhält sich die Kohlenhändlerin?
Der Kübelreiter wird von der Kohlenhändlerin, die nichts sieht und nichts hört, mit ihrer Schürze einfach "fortgeweht".
Was sagt dies über die Lage des Kübelreiters aus? Welche Alternativen wären denkbar?
"Sieht" bzw. "hört" die Frau des Kohlenhändlers den Kübelreiter wirklich nicht?
Wie reagiert der Kübelreiter auf das Verhalten der Kohlenhändlerin auf der Gasse?
Sammeln Sie sprachliche Beobachtungen unter folgenden Gesichtspunkten:
Welche sprachlichen Merkmale zeigt der Text im Hinblick auf Satzbau und Wortwahl?
Untersuchen Sie in diesem Zusammenhang besonders den ersten Absatz der Erzählung.
Inwiefern spiegeln sich die Aussagen des Textes in Satzbau und Wortwahl wieder?
Welche rhetorischen Mittel werden zur Gestaltung der Aussage des Textes eingesetzt?
Anregungen zur produktiven Textarbeit

Die nachfolgenden Anregungen sind als textproduktive Zugänge zur Interpretation der Parabel zu verstehen. Sie fungieren als Textkonkretisationen, mit deren Hilfe die Parabelstruktur der Erzählung herausgearbeitet werden kann.

Gestalten Sie eine Vorgeschichte zu der Erzählung von Franz Kafka.
Schreiben Sie die Geschichte zu Ende (s. Lückentextvorlage) und geben Sie Ihr einen Titel.
Schreiben Sie die Geschichte weiter.
 楼主| 发表于 2003-6-2 17:35:45 | 显示全部楼层
Franz Kafka: Vor dem Gesetz
Das Verhalten des Türhüters  
  
  
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  Das Verhalten des Türhüters in Kafkas "Vor dem Gesetz" wird mit folgenden Textstellen erzählt:
steht vor dem Gesetz

sagt, dass er dem Mann jetzt den Eintritt nicht gewähren kann

sagt: "Es ist möglich, jetzt aber nicht."

merkt, dass der Mann durch das Tor ins Innere sieht

lacht und sagt: "Wenn es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehn. Merke aber: Ich bin mächtig. Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von Saal zu Saal stehen aber Türhüter, einer mächtiger als der andere. Schon den Anblick des dritten kann ich nicht einmal mehr ertragen."

trägt einen Pelzmantel

hat eine große Spitznase. einen langen, dünnen, schwarzen tatarischen Bart

gibt dem Mann einen Schemel und läßt ihn seitwärts von der Tür sich niedersetzen

wird ermüdet von den Bitten des Mannes

stellt öfters kleinere Verhöre mit dem Mann an

fragt den Mann über seine Heimat aus und nach vielem anderen  

zum Schluss sagt er dem Mann immer wieder, dass er ihn noch nicht einlassen könne

nimmt alle Bestechungsgaben an

sagt aber dabei: "Ich nehme es nur an, damit du nicht glaubst , etwas versäumt zu haben."

muss sich tief zu dem Mann hinunterneigen

fragt: "Was willst du denn jetzt noch wissen? Du bist unersättlich."

erkennt, dass der Mann schon an seinem Ende ist

brüllt den Mann an, um sein vergehendes Gehör noch zu erreichen: "Hier könnte niemand sonst Einlaß erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn."
 楼主| 发表于 2003-6-14 19:13:39 | 显示全部楼层

[教学] 格林童话---德汉对译

Rotkäppchen  
Es war einmal eine kleine süße Dirne, die hatte jedermann lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre Großmutter, die wußte gar nicht, was sie alles dem Kinde geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein Käppchen von rotem Sammet, und weil ihm das so wohl stand und es nichts anders mehr tragen wollte, hieß es nur das Rotkäppchen. Eines Tages sprach seine Mutter zu ihm: »Komm, Rotkäppchen, da hast du ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein, bring das der Großmutter hinaus; sie ist krank und schwach und wird sich daran laben. Mach dich auf, bevor es heiß wird, und wenn du hinauskommst, so geh hübsch sittsam und lauf nicht vom Weg ab, sonst fällst du und zerbrichst das Glas, und die Großmutter hat nichts. Und wenn du in ihre Stube kommst, so vergiß nicht, guten Morgen zu sagen, und guck nicht erst in alle Ecken herum.«  
»Ich will schon alles gut machen«, sagte Rotkäppchen zur Mutter und gab ihr die Hand darauf. Die Großmutter aber wohnte draußen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf. Wie nun Rotkäppchen in den Wald kam, begegnete ihm der Wolf. Rotkäppchen aber wußte nicht, was das für ein böses Tier war, und fürchtete sich nicht vor ihm. »Guten Tag, Rotkäppchen«, sprach er. »Schönen Dank, Wolf.« »Wo hinaus so früh, Rotkäppchen?« »Zur Großmutter.« »Was trägst du unter der Schürze?« »Kuchen und Wein: gestern haben wir gebacken, da soll sich die kranke und schwache Großmutter etwas zugut tun und sich damit stärken.« »Rotkäppchen, wo wohnt deine Großmutter?« »Noch eine gute Viertelstunde weiter im Wald, unter den drei großen Eichbäumen, da steht ihr Haus, unten sind die Nußhecken, das wirst du ja wissen«, sagte Rotkäppchen. Der Wolf dachte bei sich: »Das junge zarte Ding, das ist ein fetter Bissen, der wird noch besser schmecken als die Alte: du mußt es listig anfangen, damit du beide erschnappst.« Da ging er ein Weilchen neben Rotkäppchen her, dann sprach er: »Rotkäppchen, sieh einmal die schönen Blumen, die ringsumher stehen, warum guckst du dich nicht um? Ich glaube, du hörst gar nicht, wie die Vöglein so lieblich singen? Du gehst ja für dich hin, als wenn du zur Schule gingst, und ist so lustig haußen in dem Wald.«  
Rotkäppchen schlug die Augen aut, und als es sah, wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume hin und her tanzten und alles voll schöner Blumen stand, dachte es: »Wenn ich der Großmutter einen frischen Strauß mitbringe, der wird ihr auch Freude machen; es ist so früh am Tag, daß ich doch zu rechter Zeit ankomme«, lief vom Wege ab in den Wald hinein und suchte Blumen. Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte es, weiter hinaus stände eine schönere, und lief darnach, und geriet immer tiefer in den Wald hinein. Der Wolf aber ging geradeswegs nach dem Haus der Großmutter und klopfte an die Türe. »Wer ist draußen?« »Rotkäppchen, das bringt Kuchen und Wein, mach auf.« »Drück nur auf die Klinke«, rief die Großmutter, »ich bin zu schwach und kann nicht aufstehen. « Der Wolf drückte auf die Klinke, die Türe sprang auf, und er ging, ohne ein Wort zu sprechen, gerade zum Bett der Großmutter und verschluckte sie. Dann tat er ihre Kleider an, setzte ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge vor.  
Rotkäppchen aber war nach den Blumen herumgelaufen, und als es so viel zusammen hatte, daß es keine mehr tragen konnte, fiel ihm die Großmutter wieder ein, und es machte sich auf den Weg zu ihr. Es wunderte sich, daß die Türe aufstand, und wie es in die Stube trat, so kam es ihm so seltsam darin vor, daß es dachte: »Ei, du mein Gott, wie ängstlich wird mir's heute zumut, und bin sonst so gerne bei der Großmutter!« Es rief »Guten Morgen«, bekam aber keine Antwort. Darauf ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück: da lag die Großmutter und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus. »Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren!« »Daß ich dich besser hören kann.« »Ei, Großmutter, was hast du für große Augen!« »Daß ich dich besser sehen kann.« »Ei, Großmutter, was hast du für große Hände« »Daß ich dich besser packen kann.« »Aber, Großmutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!« »Daß ich dich besser fressen kann.« Kaum hatte der Wolf das gesagt, so tat er einen Satz aus dem Bette und verschlang das arme Rotkäppchen.  
Wie der Wolf sein Gelüsten gestillt hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an, überlaut zu schnarchen. Der Jäger ging eben an dem Haus vorbei und dachte: »Wie die alte Frau schnarcht, du mußt doch sehen, ob ihr etwas fehlt. « Da trat er in die Stube, und wie er vor das Bette kam, so sah er, daß der Wolf darin lag. »Finde ich dich hier, du alter Sünder«, sagte er, »ich habe dich lange gesucht. « Nun wollte er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein, der Wolf könnte die Großmutter gefressen haben und sie wäre noch zu retten: schoß nicht, sondern nahm eine Schere und fing an, dem schlafenden Wolf den Bauch aufzuschneiden. Wie er ein paar Schnitte getan hatte, da sah er das rote Käppchen leuchten, und noch ein paar Schnitte, da sprang das Mädchen heraus und rief: »Ach, wie war ich erschrocken, wie war's so dunkel in dem Wolf seinem Leib!« Und dann kam die alte Großmutter auch noch lebendig heraus und konnte kaum atmen. Rotkäppchen aber holte geschwind große Steine, damit füllten sie dem Wolf den Leib, und wie er aufwachte, wollte er fortspringen, aber die Steine waren so schwer, daß er gleich niedersank und sich totfiel.  
Da waren alle drei vergnügt; der Jäger zog dem Wolf den Pelz ab und ging damit heim, die Großmutter aß den Kuchen und trank den Wein, den Rotkäppchen gebracht hatte, und erholte sich wieder, Rotkäppchen aber dachte: »Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Wege ab in den Wald laufen, wenn dir's die Mutter verboten hat.«  
Es wird auch erzählt, daß einmal, als Rotkäppchen der alten Großmutter wieder Gebackenes brachte, ein anderer Wolf ihm zugesprochen und es vom Wege habe ableiten wollen. Rotkäppchen aber hütete sich und ging gerade fort seines Wegs und sagte der Großmutter, daß es dem Wolf begegnet wäre, der ihm guten Tag gewünscht, aber so bös aus den Augen geguckt hätte: »Wenn's nicht auf offner Straße gewesen wäre, er hätte mich gefressen.« »Komm«, sagte die Großmutter, »wir wollen die Türe verschließen, daß er nicht herein kann.« Bald darnach klopfte der Wolf an und rief: »Mach auf, Großmutter, ich bin das Rotkäppchen, ich bring dir Gebackenes.« Sie schwiegen aber still und machten die Türe nicht auf: da schlich der Graukopf etlichemal um das Haus, sprang endlich aufs Dach und wollte warten, bis Rotkäppchen abends nach Haus ginge, dann wollte er ihm nachschleichen und wollt's in der Dunkelheit fressen. Aber die Großmutter merkte, was er im Sinn hatte. Nun stand vor dem Haus ein großer Steintrog, da sprach sie zu dem Kind: »Nimm den Eimer, Rotkäppchen, gestern hab ich Würste gekocht, da trag das Wasser, worin sie gekocht sind, in den Trog.« Rotkäppchen trug so lange, bis der große, große Trog ganz voll war. Da stieg der Geruch von den Würsten dem Wolf in die Nase, er schnupperte und guckte hinab, endlich machte er den Hals so lang, daß er sich nicht mehr halten konnte und anfing zu rutschen: so ruschte er vom Dach herab, gerade in den großen Trog hinein, und ertrank. Rotkäppchen aber ging fröhlich nach Haus, und tat ihm niemand etwas zuleid.
 楼主| 发表于 2003-6-14 19:14:11 | 显示全部楼层
小红帽
                                
    从前有个可爱的小姑娘,谁见了都喜欢,但最喜欢她的是她的奶奶,简直是她
要什么就给她什么。一次,奶奶送给小姑娘一顶用丝绒做的小红帽,戴在她的头上
正好合适。从此,姑娘再也不愿意戴任何别的帽子,于是大家便叫她“小红帽”。
    一天,妈妈对小红帽说:“来,小红帽,这里有一块蛋糕和一瓶葡萄酒,快给
奶奶送去,奶奶生病了,身子很虚弱,吃了这些就会好一些的。趁着现在天还没有
热,赶紧动身吧。在路上要好好走,不要跑,也不要离开大路,否则你会摔跤的,
那样奶奶就什么也吃不上了。到奶奶家的时候,别忘了说‘早上好’,也不要一进
屋就东瞧西瞅。”
    “我会小心的。”小红帽对妈妈说,并且还和妈妈拉手作保证。
    奶奶住在村子外面的森林里,离小红帽家有很长一段路。小红帽刚走进森林就
碰到了一条狼。小红帽不知道狼是坏家伙,所以一点也不怕它。
    “你好,小红帽,”狼说。
    “谢谢你,狼先生。”
    “小红帽,这么早要到哪里去呀?”
    “我要到奶奶家去。”
    “你那围裙下面有什么呀?”
    “蛋糕和葡萄酒。昨天我们家烤了一些蛋糕,可怜的奶奶生了病,要吃一些好
东西才能恢复过来。”
    “你奶奶住在哪里呀,小红帽?”
    “进了林子还有一段路呢。她的房子就在三棵大橡树下,低处围着核桃树篱笆。
你一定知道的。”小红帽说。
    狼在心中盘算着:“这小东西细皮嫩肉的,味道肯定比那老太婆要好。我要讲
究一下策略,让她俩都逃不出我的手心。”于是它陪着小红帽走了一会儿,然后说:
“小红帽,你看周围这些花多么美丽啊!干吗不回头看一看呢?还有这些小鸟,它
们唱得多么动听啊!你大概根本没有听到吧?林子里的一切多么美好啊,而你却只
管往前走,就像是去上学一样。”
    小红帽抬起头来,看到阳光在树木间来回跳荡,美丽的鲜花在四周开放,便想:
“也许我该摘一把鲜花给奶奶,让她高兴高兴。现在天色还早,我不会去迟的。”
她于是离开大路,走进林子去采花。她每采下一朵花,总觉得前面还有更美丽的花
朵,便又向前走去,结果一直走到了林子深处。
    就在此时,狼却直接跑到奶奶家,敲了敲门。
    “是谁呀?”
    “是小红帽。”狼回答,“我给你送蛋糕和葡萄酒来了。快开门哪。”
    “你拉一下门栓就行了,”奶奶大声说,“我身上没有力气,起不来。”
    狼刚拉起门栓,那门就开了。狼二话没说就冲到奶奶的床前,把奶奶吞进了肚
子。然后她穿上奶奶的衣服,戴上她的帽子,躺在床上,还拉上了帘子。
    可这时小红帽还在跑来跑去地采花。直到采了许多许多,她都拿不了啦,她才
想起奶奶,重新上路去奶奶家。
    看到奶奶家的屋门敞开着,她感到很奇怪。她一走进屋子就有一种异样的感觉,
心中便想:“天哪!平常我那么喜欢来奶奶家,今天怎么这样害怕?”她大声叫道:
“早上好!”,可是没有听到回答。她走到床前拉开帘子,只见奶奶躺在床上,帽
子拉得低低的,把脸都遮住了,样子非常奇怪。
    “哎,奶奶,”她说,“你的耳朵怎么这样大呀?”
    “为了更好地听你说话呀,乖乖。”
    “可是奶奶,你的眼睛怎么这样大呀?”小红帽又问。
    “为了更清楚地看你呀,乖乖。”
    “奶奶,你的手怎么这样大呀?”
    “可以更好地抱着你呀。”
    “奶奶,你的嘴巴怎么大得很吓人呀?”
    “可以一口把你吃掉呀!”
    狼刚把话说完,就从床上跳起来,把小红帽吞进了肚子,狼满足了食欲之后便
重新躺到床上睡觉,而且鼾声震天。一位猎人碰巧从屋前走过,心想:“这老太太
鼾打得好响啊!我要进去看看她是不是出什么事了。”猎人进了屋,来到床前时却
发现躺在那里的竟是狼。“你这老坏蛋,我找了你这么久,真没想到在这里找到你!”
他说。他正准备向狼开枪,突然又想到,这狼很可能把奶奶吞进了肚子,奶奶也许
还活着。猎人就没有开枪,而是操起一把剪刀,动手把呼呼大睡的狼的肚子剪了开
来。他刚剪了两下,就看到了红色的小帽子。他又剪了两下,小姑娘便跳了出来,
叫道:“真把我吓坏了!狼肚子里黑漆漆的。”接着,奶奶也活着出来了,只是有
点喘不过气来。小红帽赶紧跑去搬来几块大石头,塞进狼的肚子。狼醒来之后想逃
走,可是那些石头太重了,它刚站起来就跌到在地,摔死了。
    三个人高兴极了。猎人剥下狼皮,回家去了;奶奶吃了小红帽带来的蛋糕和葡
萄酒,精神好多了;而小红帽却在想:“要是妈妈不允许,我一辈子也不独自离开
大路,跑进森林了。”
    人们还说,小红帽后来又有一次把蛋糕送给奶奶,而且在路上又有一只狼跟她
搭话,想骗她离开大路。可小红帽这次提高了警惕,头也不回地向前走。她告诉奶
奶她碰到了狼,那家伙嘴上虽然对她说“你好”,眼睛里却露着凶光,要不是在大
路上,它准把她给吃了。“那么,”奶奶说,“我们把门关紧,不让它进来。”不
一会儿,狼真的一面敲着门一面叫道:“奶奶,快开门呀。我是小红帽,给你送蛋
糕来了。”但是她们既不说话,也不开门。这长着灰毛的家伙围着房子转了两三圈,
最后跳上屋顶,打算等小红帽在傍晚回家时偷偷跟在她的后面,趁天黑把她吃掉。
可奶奶看穿了这家伙的坏心思。她想起屋子前有一个大石头槽子,便对小姑娘说:
“小红帽,把桶拿来。我昨天做了一些香肠,提些煮香肠的水去倒进石头槽里。”
小红帽提了很多很多水,把那个大石头槽子装得满满的。香肠的气味飘进了狼的鼻
孔,它使劲地用鼻子闻呀闻,并且朝下张望着,到最后把脖子伸得太长了,身子开
始往下滑。它从屋顶上滑了下来,正好落在大石槽中,淹死了。小红帽高高兴兴地
回了家,从此再也没有谁伤害过她。
 楼主| 发表于 2003-6-14 19:16:58 | 显示全部楼层
Brüderchen und Schwesterchen
Brüderchen nahm sein Schwesterchen an der Hand und sprach: "Seit die Mutter tot ist, haben wir keine gute Stunde mehr; die Stiefmutter schlägt uns alle Tage und stößt uns mit den Füßen fort. Die harten Brotkrusten, die übrigbleiben, sind unsere Speise, und dem Hündchen unter dem Tisch geht's besser, dem wirft sie doch manchmal einen guten Bissen zu. Daß Gott erbarm, wenn das unsere Mutter wüßte! Komm, wir wollen miteinander in die weite Welt gehen."  Sie gingen den ganzen Tag, und wenn es regnete, sprach das Schwesterlein: "Gott und unsere Herzen, die weinen zusammen!"  
Abends kamen sie in einen großen Wald und waren so müde von Jammer, vom Hunger und von dem langen Weg, daß sie sich in einen hohlen Baum setzten und einschliefen.  
Am andern Morgen, als sie aufwachten, stand die Sonne schon hoch am Himmel und schien heiß in den Baum hinein. Da sprach das Brüderchen: "Schwesterchen, mich dürstet, wenn ich ein Brünnlein wüßte, ich ging' und tränk' einmal; ich mein', ich hört' eins rauschen." Brüderchen stand auf, nahm Schwesterchen an der Hand, und sie wollten das Brünnlein suchen. Die böse Stiefmutter aber war eine Hexe und hatte wohl gesehen, wie die beiden Kinder fortgegangen waren, war ihnen nachgeschlichen, heimlich, wie die Hexen schleichen, und hatte alle Brunnen im Walde verwünscht.  
Als sie nun ein Brünnlein fanden, das so glitzerig über die Steine sprang, wollte das Brüderchen daraus trinken; aber das Schwesterchen hörte, wie es im Rauschen sprach: "Wer aus mir trinkt, wird ein Tiger."—Da rief das Schwesterchen: "Ich bitte dich, Brüderchen, trink nicht, sonst wirst du ein wildes Tier und zerreißt mich." Das Brüderchen trank nicht, obgleich es so großen Durst hatte, und sprach: "Ich will warten bis zur nächsten Quelle."  
Als sie zum zweiten Brünnlein kamen, hörte das Schwesterchen, wie auch dieses sprach: "Wer aus mir trinkt, wird ein Wolf, wer aus mir trinkt, wird ein Wolf."—Da rief das Schwesterchen: "Brüderchen, ich bitte dich, trink nicht, sonst wirst du ein Wolf und frissest mich."—Das Brüderchen trank nicht und sprach: "Ich will warten, bis wir zur nächsten Quelle kommen, aber dann muß ich trinken, du magst sagen, was du willst; mein Durst ist gar zu groß."  
Und als sie zum dritten Brünnlein kamen, hörte das Schwesterlein, wie es im Rauschen sprach: , Wer aus mir trinkt, wird ein Reh, wer aus mir trinkt, wird ein Reh."— Das Schwesterchen sprach: "Ach, Brüderchen, trink nicht, sonst wirst du ein Reh und läufst mir fort." Aber das Brüderchen hatte sich gleich beim Brünnlein niedergekniet, und von dem Wasser getrunken, und wie die ersten Tropfen auf seine Lip pen gekommen waren, lag es da als ein Rehkälbchen.  
Nun weinte das Schwesterchen über das arme verwünschte Brüderchen, und das Rehchen weinte auch und saß so traurig neben ihm. Da sprach das Mädchen endlich: "Sei still, liebes Rehchen, ich will dich ja nimmermehr verlassen. Dann band es sein goldenes Strumpfband ab und tat es dem Rehchen um den Hals und rupfte Binsen und flocht ein weiches Seil daraus. Daran band es das Tierchen und führte es weiter und ging immer tiefer in den Wald hinein. Und als sie lange, lange gegangen waren, kamen sie endlich an ein kleines Haus, und das Mädchen schaute hinein, und weil es leer war, dachte es: ,Hier können wir bleiben und wohnen.' Da suchte es dem Rehchen Laub und Moos zu einem weichen Lager, und jeden Morgen ging es aus und sammelte Wurzeln, Beeren und Nüsse, und für das Rehchen brachte es zartes Gras mit, war vergnügt und spielte vor ihm herum. Abends, wenn Schwesterchen müde war und sein Gebet gesagt hatte, legte es seinen Kopf auf den Rücken des Rehkälbchens, das war sein Kissen, darauf es sanft einschlief. Und hätte das Brüderchen nur seine menschliche Gestalt gehabt, es wäre ein herrliches Leben gewesen.  
Das dauerte eine Zeitlang, daß sie so allein in der Wildnis waren. Es trug sich aber zu, daß der König des Landes eine große Jagd in dem Wald hielt. Da schallte das Hörnerblasen, Hundegebell und das lustige Geschrei der Jäger durch die Bäume, und das Rehlein hörte es und wäre gar zu gerne dabeigewesen. "Ach", sprach es zum Schwesterlein, "laß mich hinaus in die Jagd, ich kann's nicht länger mehr aushalten", und bat so lange, bis es einwilligte. "Aber", sprach es zu ihm, "komm mir ja abends wieder, vor den wilden Jägern schließ' ich mein Türlein; und damit ich dich kenne, so klopf und sprich: ,Mein Schwesterlein, laß mich herein!' Und wenn du nicht so sprichst, so schließ ich mein Türlein nicht auf. " Nun sprang das Rehchen hinaus und es war ihm so wohl und es war so lustig in freier Luft. Der König und seine Jäger sahen das schöne Tier und setzten ihm nach, aber sie konnten es nicht einholen, und wenn sie meinten, sie hätten es gewiß, da sprang es über das Gebüsch weg und war verschwunden. Als es dunkel ward, lief es zu dem Häuschen, klopfte und sprach: "Mein Schwesterlein, laß mich herein." Da ward ihm die kleine Tür aufgetan, es sprang hinein und ruhete sich die ganze Nacht auf seinem weichen Lager aus. Am andern Morgen ging die Jagd von neuem an, und als das Rehlein wieder das Hifthorn hörte und das ,Ho ho !' der Jäger, da hatte es keine Ruhe und sprach: "Schwesterchen, mach mir auf, ich muß hinaus." Das Schwesterchen öffnete ihm die Tür und sprach: "Aber zu Abend mußt du wieder da sein und dein Sprüchlein sagen."  
Als der König und seine Jäger das Rehlein mit dem goldenen Halsband wiedersahen, jagten sie ihm alle nach, aber es war ihnen zu schnell und behend. Das währte den ganzen Tag, endlich aber hatten es die Jäger abends umzingelt, und einer verwundete es ein wenig am Fuß, so daß es hinken mußte und langsam fortlief. Da schlich ihm ein Jäger nach bis zu dem Häuschen und hörte, wie es rief: "Mein Schwesterlein, laß mich herein", und sah, daß die Tür ihm aufgetan und alsbald wieder zugeschlossen ward. Der Jäger ging zum König und erzählte ihm, was er gesehen und gehört hatte. Da sprach der König: "Morgen soll noch einmal gejagt werden."  
Das Schwesterchen aber erschrak gewaltig, als es sah, daß sein Rehkälbchen verwundet war. Es wusch ihm das Blut ab, legte Kräuter auf und sprach: "Geh auf dein Lager, lieb Rehchen, daß du wieder heil wirst." Die Wunde aber war so gering, daß das Rehchen am Morgen nichts mehr davon spürte. Und als es die Jagdlust wieder draußen hörte, sprach es: "Ich kann's nicht aushalten, ich muß dabeisein!" Das Schwesterchen weinte und sprach: "Nun werden sie dich töten, und ich bin hier allein im Wald und bin verlassen von aller Welt, ich lass' dich nicht hinaus."—"So sterb' ich dir hier vor Betrübnis", antwortete das Rehchen, "wenn ich das Hifthorn höre, so mein' ich, ich müßt' aus den Schuhen springen!" Da konnte das Schwesterchen nicht anders und schloß ihm mit schwerem Herzen die Tür auf, und das Rehchen sprang gesund und fröhlich in den Wald. Als es der König erblickte, sprach er zu seinen Jägern: "Nun jagt ihm nach den ganzen Tag bis in die Nacht, aber daß ihm keiner etwas zuleide tut."
 楼主| 发表于 2003-6-14 19:17:56 | 显示全部楼层
Sobald die Sonne untergegangen war, sprach der König zum Jäger: "Nun komm und zeige mir das Waldhäuschen." Und als er vor dem Türlein war, klopfte er an und rief: "Lieb Schwesterlein, laß mich herein." Da ging die Tür auf, und der König trat herein, und da stand ein Mädchen, das war so schön, wie er noch keines gesehen hatte. Das Mädchen erschrak, als es sah, daß ein Mann hereinkam, der eine goldene Krone auf dem Haupt hatte. Aber der König sah es freundlich an, reichte ihm die Hand und sprach: "Willst du mit mir gehen auf mein Schloß und meine liebe Frau sein?"—"Ach ja", antwortete das Mädchen, "aber das Rehchen muß auch mit, das verlass' ich nicht." Sprach der König: "Es soll bei dir bleiben, solange du lebst, und es soll ihm an nichts fehlen." Indem kam es hereingesprungen; da band es das Schwesterchen wieder an das Binsenseil, nahm es selbst in die Hand und ging mit ihm aus dem Waldhäuschen fort.  
Der König nahm das schöne Mädchen auf sein Pferd und führte es in sein Schloß, wo die Hochzeit mit großer Pracht gefeiert wurde, und es war nun die Frau Königin, und sie lebten lange Zeit vergnügt zusammen; das Rehlein ward gehegt und gepflegt und sprang in dem Schloßgarten herum.  
Die böse Stiefmutter aber, um derentwillen die Kinder in die Welt hineingegangen waren, die meinte nicht anders als, Schwesterchen wäre von den wilden Tieren im Walde zerrissen worden und Brüderchen als ein Rehkalb von den Jägern totgeschossen. Als sie nun hörte, daß sie so glücklich waren und es ihnen so wohlging, da wurden Neid und Mißgunst in ihrem Herzen rege und ließen ihr keine Ruhe, wie sie die beiden doch noch ins Unglück bringen könnte. Ihre rechte Tochter, die häßlich war wie die Nacht und nur ein Auge hatte, die machte ihr Vorwürfe und sprach: Eine Königin zu werden, das Glück hätte mir gebührt."—"Sei nur still", sagte die Alte und sprach sie zufrieden, wenn's Zeit ist, will ich schon bei der Hand sein." Als nun die Zeit herangerückt war und die Königin ein schönes Knäblein zur Welt gebracht hatte und der König gerade auf der Jagd war, nahm die alte Hexe die Gestalt der Kammerfrau an, trat in die Stube, wo die Königin lag, und sprach zu der Kranken: "Kommt, das Bad ist fertig, das wird Euch wohltun und frische Kräfte geben; geschwind, eh' es kalt wird." Ihre Tochter war auch bei der Hand, sie trugen die schwache Königin in die Badstube und legten sie in die Wanne. Dann schlossen sie die Türe ab und liefen davon. In der Badstube aber hatten sie ein rechtes Höllenfeuer angemacht, daß die schöne junge Königin bald ersticken mußte.  
Als das vollbracht war, nahm die Alte ihre Tochter, setzte ihr eine Haube auf und legte sie ins Bett an der Königin Stelle. Sie gab ihr auch die Gestalt und das Ansehen der Königin; nur das verlorene Auge konnte sie ihr nicht wiedergeben. Damit es aber der König nicht merkte, mußte sie sich auf die Seite legen, wo sie kein Auge hatte. Am Abend, als er heimkam und hörte, daß ihm ein Söhnlein geboren war, freute er sich herzlich und wollte ans Bett seiner lieben Frau gehen und sehen, was sie machte. Da rief die Alte geschwind: "Beileibe, laßt die Vorhänge zu, die Königin darf noch nicht ins Licht sehen und muß Ruhe haben." Der König ging zurück und wußte nicht, daß eine falsche Königin im Bette lag.
Als es aber Mitternacht war und alles schlief, da sah die Kinderfrau, die in der Kinderstube neben der Wiege saß und allein noch wachte, wie die Tür aufging und die rechte Königin hereintrat. Sie nahm das Kind aus der Wiege, legte es in ihren Arm und gab ihm zu trinken. Dann schüttelte sie ihm sein Kißchen, legte es wieder hinein. Sie vergaß aber auch das Rehchen nicht, ging in die Ecke, wo es lag, und streichelte ihm über den Rücken. Darauf ging sie wieder zur Tür hinaus, und die Kinderfrau fragte am andern Morgen die Wächter, ob jemand während der Nacht ins Schloß gegangen wäre, aber sie antworteten: "Nein, wir haben niemand gesehen." So kam sie viele Nächte und sprach niemals ein Wort dabei; die Kinderfrau sah sie immer, aber sie getraute sich nicht, jemand etwas davon zu sagen.  
Als nun so eine Zeit verflossen war, da hub die Königin in der Nacht an zu reden und sprach: "Was macht mein Kind? Was macht mein Reh? Nun komm' ich noch zweimal und dann nimmermehr." Die Kinderfrau antwortete ihr nicht, aber als sie wieder verschwunden war, ging sie zum König und erzählte ihm alles. Sprach der König: "Ach Gott, was ist das? Ich will in der nächsten Nacht bei dem Kinde wachen." Abends ging er in die Kinderstube, aber um Mitternacht erschien die Königin und sprach: "Was macht mein Kind? Was macht mein Reh? Nun komm' ich noch einmal und dann nimmermehr", und pflegte dann das Kind, wie sie gewöhnlich tat, ehe sie verschwand. Der König getraute sich nicht, sie anzureden, aber er wachte auch in der folgenden Nacht. Sie sprach abermals: "Was macht mein Kind? Was macht mein Reh? Nun komm' ich noch diesmal und dann nimmermehr." Da konnte sich der König nicht zurückhalten, sprang zu ihr und sprach: "Du kannst niemand anders sein als meine liebe Frau." Da antwortete sie: "Ja, ich bin deine liebe Frau", und hatte in dem Augenblick durch Gottes Gnade das Leben wiedererhalten, war frisch, rot und gesund. Darauf erzählte sie dem König den Frevel, den die böse Hexe und ihre Tochter an ihr verübt hatten. Der König ließ beide vor Gericht führen, und es ward ihnen das Urteil gesprochen. Die Tochter ward in den Wald geführt, wo sie die wilden Tiere zerrissen, die Hexe aber ward ins Feuer gelegt und mußte jammervoll verbrennen. Und wie sie zu Asche verbrannt war, verwandelte sich das Rehkälbchen und erhielt seine menschliche Gestalt wieder; Schwesterchen und Brüderchen aber lebten glücklich zusammen bis an ihr Ende.
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