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Klinikärzte fühlen sich unterbezahlt
Frankfurt/Main (AP) Nach den Mehrbelastungen von Arbeitnehmern und Rentnern mit höheren Arzneimittelzuzahlungen und der Praxisgebühr erreicht die Sparwelle von Länder und Gemeinden jetzt auch die andere Seite des Gesundheitswesens: Seit Montag gehen die Krankenhausärzte auf die Straße, um gegen hohe Arbeitsbelastung und Einkommenskürzungen zu protestieren. Vor allem die Assistenzärzte am unteren Ende der Einkommenskala wehren sich gegen längere Dienstzeiten und den Wegfall ihres Urlaubsgeldes sowie gegen eine Kürzung des Weihnachtsgeldes.
Ob es gerechtfertigt ist, dass am Montag in Hessen und Baden-Württemberg tausende Mediziner auf die Straße gingen und am Freitag als Höhepunkt der Proteste noch weit mehr in Berlin demonstrieren wollen, ist umstritten. Richtig ist, dass einem 27-jährigen ledigen Assistenzarzt von seinen rund 4.500 Euro brutto allenfalls 2.500 netto bleiben und der Job im Krankenhaus erst mit dem Oberarztgehalt von ungefähr 9.000 Euro brutto halbwegs lukrativ wird. Und nach wie vor haben Chefärzte jährliche Einkünfte von mindestens 20.000 bis 30.000 Euro monatlich.
Vor allem die jungen Klinikärzte wollen mit ihren bundesweiten Protestaktionen darauf aufmerksam machen, dass bei ihnen die Schmerzgrenze erreicht ist. Und erstmals ist der Protest nicht nur von oben organisiert: An der Berliner Charité beispielsweise wehrt sich spontan die Basis gegen die Sparpläne des Senats. Der Ärztekammer der Hauptstadt blieb gar nichts anderes übrig, als sich mit den Klinikmedizinern zu solidarisieren.
Auch die Krankenhausärzte der Uniklinik Frankfurt am Main sind weitgehend aus eigenem Antrieb am Montag auf die Straße gegangen, wenn auch mit Unterstützung des Marburger Bundes, der Gewerkschaft der Krankenhausmediziner. Laut kritisieren die Ärzte das Land Hessen, das ihnen Arbeit ohne rechtsgültigen Tarifvertrag und Marathonarbeitszeiten von 24 Stunden und mehr am Stück zumute.
Ferner wehren sie sich gegen Wochenarbeitszeiten bis zu 80 Stunden, gegen unbezahlte Überstunden, niedrige Grundvergütungen und kurzzeitig befristete Arbeitsverträge. Dass den meisten der knapp 150.000 Klinikärzten in Deutschland jetzt noch zugemutet werden soll, ohne Urlaubsgeld und mit gekürztem Weihnachtsgeld auszukommen, treibt sie endgültig auf die Barrikaden.
Fraglich ist, ob es zu einem für alle zufrieden stellenden Kompromiss kommen wird. Das gilt nicht nur für die Tarifpartner, sondern auch für die Ärzte untereinander. Der Gesundheitsökonom Karl Lauterbach kritisiert jedenfalls die Proteste. Er und andere Experten lassen durchblicken, dass für junge Ärzte 4.500 Euro Grundgehalt brutto, der Ortszulage und andere kleine Bonbons des öffentlichen Dienstes kein Pappenstiel seien. Und der Traum so manches Universitätsabgängers, mit dem Arztexamen könne er gleich den Porsche bestellen, sei schon in früheren Zeiten «Schwachsinn» gewesen sei.
Lauterbach legt den Finger in drei Wunden: Erstens wollten viele Assistenzärzte des Geldes wegen möglichst viele Überstunden schieben, doch mindestens ebenso viele wehrten sich vehement gegen Zusatzarbeit. Zweitens würde ein besseres Management die Arbeitsüberlastung reduzieren, und drittens sei die Einkommensverteilung im Krankenhaus mehr als ungerecht. Wie Lauterbach dem Berliner «Tagesspiegel» sagte, gibt es gar nicht so selten Chefärzte, die mehr als eine Million und mitunter bis zu fünf Millionen Euro jährlich verdienen.
In einem aber sind sich alle einig, die sich mit dem Klinikwesen beschäftigen: Von den täglich regulären acht Arbeitsstunden eines Mediziners gehen annähernd zwei Stunden für eine mittlerweile ausufernde Bürokratie drauf, die dann bei der Patientenbetreuung fehlen. |
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